Die Klasse 4b im Mittelalterfeeling
Am 08. Mai gab es schon wieder einen Ausflug. Wir besuchten die Burg Linn in Krefeld. Nachdem wir dieseTour im Februar leider wegen Sturm verschieben mussten, hatten wir heute Glück. Es war windstill, trocken und zwischendurch kam sogar die Sonne raus.
Nach einer etwa 1-stündigen Fahrt mit der Straßenbahn und dem Zug, mussten wir noch ein Stückchen laufen bis wir die Burg endlich vor uns sahen. Da wir noch ein wenig Zeit hatten, frühstückten wir erst einmal auf dem Vorhof. Gegen 10:00 trafen wir uns mit einer Museumsführerin, die uns in der typischen Kleidung des Mittelalters begrüßte. Zunächst besprach sie einige wichtige Regeln für unsere Museumsführung, an die wir uns halten mussten. Dann aber tauchten wir ganz ein in die Zeit des Mittelalters. Unsere Begleiterin zeigte uns als Erstes die Eingangstore, die in den Vorhof führen und von denen aus man den Überblick über das gesamte Burggelände hat. Das interessanteste Tor war aber das Burgtor selbst, dass mit einem Fallgitter und Pechnasen versehen ist, mit denen man im Mittelalter die Feinde abhalten konnte. Leider gibt es die Zugbrücke nicht mehr. Heute geht man über eine modernere Holzrampe zum Burgtor. Hinter dem Tor betraten wir den Innenhof, der von den Wohngebäuden und dem Bergfried (dem höchsten Turm der Burg) mit seinem Wehrgang eingerahmt wird.
Unsere Begleiterin nahm uns zuerst mit in den Küchenbereich, in dem es einen Kamin, einen Backofen und sogenannte `Kühlräume´gab, das sind Einbuchtungen in der Mauer, die mit Holztüren verschlossen wurden, um verderbliche Lebensmittel kalt zu halten. Wie früher setzten wir uns auf den Boden und schauten zu, wie man zur damaligen Zeit Feuer mit Feuersteinen und Zunder (einer Pilzart) machte. Es war spannend zuzuschauen, ob es wirklich gelingen würde, ein Feuer anzufachen, denn das war nicht selbstverständlich, denn Feuchtigkeit oder zu viel Zugluft konnten das durchaus verhindern. Aber es klappte tatsächlich. Das angefachte Stroh wurde dann mit Feuerholz in den Kamin gelegt und breitete sich dann zu einem größeren Feuer aus. Aufpassen musste man nur, wenn es Funkenflug gab.
Von der Küche aus gings dann wieder nach draußen über den Innenhof zum Wehrgang. Darauf hatten wir schon gewartet. Wie die Wachen liefen wir den Wehrgang entlang bis zum Eingang des Bergfrieds. Hier mussten wir alle hintereinander gehen, denn nun ging es eine schmale, steile Treppe hinauf in den Turm. Wir waren froh, dass es ein Geländer gab, an dem wir uns festhalten konnte.
Oben angekommen war es ziemlich dunkel, denn außer kleineren Gucklöchern gab es keine Fenster. In der Mitte aber sahen wir ein tiefes Loch, das sich als Kerker (Verlies) herausstellte. Darüber hing an Seilen ein Holzbrett, mit dem die Gefangenen, Brot und Wasser in die Tiefe gelassen wurden.
Da der Bergfried bei Feindbelagerung den Burgbewohnern auch als Zufluchtsort diente, gab es um das Verlies herum aber auch eine kleine Wohnstube, zu der natürlich auch ein Plumsklo gehörte. Wir durften uns alle mal darauf setzen, es allerdings nicht benutzen. Wir waren uns jedoch auch einig – unsere modernen Toiletten mit Wasserspülung sind uns wesentlich lieber.
Vom Bergfried aus ging es in den Rittersaal. Wir wollten wissen, warum hier die Teppiche an der Wand hingen und nicht auf dem Boden lagen. Das hatte zwei Gründe – zum einen wärmten sie die Wände (hier gab es nämlich keinen Kamin oder gar eine Heizung), zum anderen dienten sie der Unterhaltung, denn die Teppiche waren mit kleinen Geschichten bedruckt, die man sich ansehen und deuten konnte (Fernseher kannte man ja noch nicht). Hier im Rittersaal erzählte uns unsere Museumsführerin auch, warum sie eine Haube trug. Diese Haube zeigte allen Dorf- und Burgbewohnern, dass eine Frau verheiratet war und durfte in der Öffentlichkeit nicht abgesetzt werden. Außerdem gab es immer einige Utensilien, die die Bewohner einer Burg mit sich trugen. Die Frauen hatten immer eine Nähnadel dabei, die Burgherren und Ritter immer ihr eigenes Besteck (also Löffel, Messer und Gabel, die mindestens 3 Zinken hatte). Wenn ein Burgherr im Sterben lag, gab er seinem ältesten Sohn seinen Löffel als Zeichen seiner Nachfolge. Daher kommt das Sprichwort `den Löffel abgeben´.
Das Highlight unseres Burgbesuchs war aber die Waffenkammer mit den Rüstungen und Waffen.Unter seiner Rüstung trug ein Ritter immer auch ein Kettenhemd, das wir in die Hand bzw. auf den Arm nehmen durften. Wir wussten gar nicht, wie schwer so ein Kettenhemd ist. Unter der Last wären wir fast umgefallen. Sedef und Mohamed machten die Erfahrung, wie sich eine Kopfbedeckung (bestehend aus Stoffhaube, Kettenhaube und Eisenhelm) anfühlt. Mit dem Schwert in der Hand sahen sie fast aus wie echte Ritter.
Nach der fast zweistündigen Führung waren wir schwer beeindruckt von der Ritterzeit. Draußen mussten wir erst einmal in die Gegenwart zurückfinden und uns noch einmal stärken, bevor wir zum Bahnhof aufbrachen. Hoffentlich gibt es bald mal wieder so einen spannenden Unterrichtsgang.